Familie Salomon Walz
Der Handelsmann Salomon Walz, geboren am 24.12.1887 in Gunzenhausen, übernahm als ältester Sohn 1919 das Haus in der Burgstallstraße von seinem Vater Simon Walz, geboren am 31.07.1854 in Gunzenhausen. Seine Mutter Flora Walz, geborene Nathan, wurde am 02.06.1861 in Laupheim geboren.
Salomon hatte noch drei Geschwister:
Sarah | * 25.04.1884 in Gunzenhausen | Sie heiratet 1904 den Bandagenfabrikanten Salomon Ottenheimer aus Göppingen |
Josef | * 01.01.1890 in Gunzenhausen | Er ist verheiratet mit Friedl Nathan aus Laupheim und lebt noch 1939 als Kaufmann in Göppingen |
Hugo | * 11.08.1897 in Gunzenhausen | Er ist verheiratet mit Recha Gutmann aus Heidenheim und wohnt im Haus gegenüber, in der Burgstallstraße 5. |
Salomon heiratet am 18.05.1919 Babette Neumetzger, geboren am 26.03.1896 in Oberdorf. Das Ehepaar hat zwei Kinder:
Irene | * 05.04.1920 | in Gunzenhausen |
Bernhard | * 16.04.1922 | in Gunzenhausen |
In dieser Zeit, während die Männer in Dachau inhaftiert sind, melden sich ihre Frauen mit den Kindern nach München ab, denn beide Häuser werden am 9. November 1938 von der Stadtgemeinde Gunzenhausen enteignet. Doch 1939 sind die Kinder Irene und Bernhard in Oberdorf/Bopfingen gemeldet, dem Geburtsort ihrer Mutter. Salomon Walz gehörte zu den Männern, die nach der Reichskristallnacht nach Dachau deportiert wurden. Zusammen mit seinem Bruder Hugo wurde er einige Wochen im KZ festgehalten. Von den schlimmen Erlebnissen dort berichtet Hugo in einem Brief, den er an seinen Freund Karl in Oberasbach geschrieben hat. Dieser Karl Wöllmer ist der Urgroßvater einer Schülerin aus unserer Arbeitsgemeinschaft. Ihre Eltern haben den Brief bis heute aufgehoben. Er ist in der Geschichte des Hauses Burgstallstraße 5 abgedruckt.
Beiden Familien gelingt es noch rechtzeitig Deutschland zu verlassen. Heute leben Irene und Bernhard Walz mit ihren Familien in den USA. Bernhards Sohn, Steven Walz, hat erfreulicherweise mit uns Kontakt aufgenommen, so dass wir hoffen, von ihm noch mehr über das Schicksal seiner Familie zu erfahren. Im Februar 2003 waren einige Gäste aus Gunzenhausen zur Bat Mizwah von Kara Brooks in New York eingeladen. Bei dieser Gelegenheit besuchten sie Bernhard Walz und seine Schwester Irene, die beide noch dort leben.
Sie berichteten:
Ihr Lehrer in Gunzenhausen war Max Levite, da sie die Realschule schon nicht mehr besuchen durften. Trotzdem blieb die Familie bis Ende November 1938 in Gunzenhausen und musste die schreckliche Reichskristallnacht miterleben, wo sie zusammen mit anderen jüdischen Bürgern eingesperrt wurden. Zwar kamen die Männer Ende November 1938 in das KZ Dachau und die Frauen versuchten mit ihren Kindern unterzutauchen, doch die Familienväter wurden nach einigen Wochen wieder entlassen, so dass sie aus Deutschland ausreisen konnten.
Irene und ihre Mutter hatten sich in dieser Zeit in deren Heimatort Oberdorf bei Bopfingen zu den Großeltern Neumetzger geflüchtet, der Bruder Bernhard wurde versteckt gehalten, denn er war immerhin schon 16 Jahre alt und wäre mit den erwachsenen Männern nach Dachau gekommen. Ihr Vater Salomon war der Älteste der vier Geschwister und wurde einige Wochen länger in Dachau festgehalten als die anderen. So kam es, dass seine Familie erst 1940 Deutschland verlassen konnte, als die anderen drei schon in den USA waren. Doch zu diesem Zeitpunkt war die Einreise dort schon sehr erschwert, so dass Salomon Walz mit seiner Frau Babette und den Kindern Irene und Bernhard drei Monate lang in der Welt unterwegs sein musste. Sie waren in Korea, Japan, Hawaii u. a. Ländern, bis sie endlich im Oktober 1940 in die USA einreisen durften. So konnten glücklicherweise alle vier Walz-Geschwister noch rechtzeitig mit ihren Familien in die USA emigrieren. Salomon und seine Frau fanden Arbeit in einer Fabrik. Irene bekam eine Stelle im Haushalt und Bernhard wurde gleich 1941 in die Army eingezogen. So kam er als Soldat schon bald wieder zurück nach Europa. Er hatte in München noch eine Schreinerlehre absolviert, so dass er später auch in den USA diesen Beruf ausüben konnte. Zusammen mit seiner amerikanischen Frau hat er drei Söhne, einer davon ist Steven Walz, der sich aus Israel bei uns gemeldet hat. Irene heiratete Jakob Stern, der aus Norddeutschland emigriert ist. Die Familie hatte in New York Kontakt zu vielen Gunzenhausener Emigranten, es fanden regelmäßig Treffen statt um sich auszutauschen.
Auch ihrer Freundin Suse Levite, der Tochter des Lehrers Max Levite schrieb sie bis zu deren Tod im Jahr 2002 Briefe. Sie besuchte sie sogar in England. Doch nach Gunzenhausen wollte sie nie mehr kommen. Die Erinnerungen an die schrecklichen Erlebnisse in Deutschland fallen ihr zu schwer. Doch sie ist froh und dankbar, dass sie alle überlebt haben und das Grab ihrer Eltern ist in New York, wo sie es jederzeit besuchen können.