Nürnberger Straße 4

Nürnberger Straße 4
Das Haus Nürnberger Straße 4 heute

Bauherr: Leonhard Nicolaus Himsolt
Baujahr: 1749
Besitzerwechsel: 1775 an Johann Thomas Himsolt, Hafner
1785 verkauft Johann Thomas Himsolt die obere Haushälfte an Johann Georg Kränzlein, Weber.
Die Familie Himsolt behält die untere Hälfte. Fast hundert Jahre bleibt das Haus nun geteilt.

Untere Hälfte

Obere Hälfte

1789 an seine Witwe Maria Barbara Himsolt übergeben.  
Deren zweiter Ehemann Johann Gottlob Mainz, Beruf Hafner, erbt die Haushälfte nach ihrem Tod. 1792 tauscht Johann Georg Kränzlein mit Simon Neumarck seine Haushälfte gegen das Anwesen in der Nürnberger Straße 6 und zahlte zuzüglich 236 fl.
  25.07.1795 Georg Aufhammer, Beruf Schuhmacher
25.11.1859 Die zweite Ehefrau Anna Maria, geb. Beyerlein erbt die Haushälfte 1809 Die Witwe Maria Barbara bekommt diese Haushälfte
Am 17.08. 1859 bekam deren zweiter Ehemann, Friedrich Wilhelm Kränzlein, Beruf Hafner, die Haushälfte. 01.09.1811 Johann Georg Nehmeier, Beruf Taglöhner und Fuhrmann, kaufte mit seiner Ehefrau Maria Sibylla Niedermüller für 416 fl die Haushälfte.
  25.01.1831 Eva Christina Föttinger erwirbt sie für 600 fl.

Ganzes Haus

30.9.1872 Leonhard Niedermeier, Beruf Wirt, kauft das ganze Haus und eröffnet am 14.02.1873 ein Gasthaus.
17.5.1876 verkauft Leonhard Niedermeier das Haus an Michael Birnmeier aus Irsingen für 16.285 RM.
Am 25.5.1910 kauft der jüdische Gastwirt Simon Strauß das Haus um 30 000 RM.
Am 01.8.1934 kauft Michael Hertlein, Beruf Metzger und Wirt, mit seiner Verlobten Babette Ramold das Haus.
1962 übernimmt deren Schwiegersohn Josef Arnold zusammen mit seiner Ehefrau Gunhilde, geb. Hertlein die heutige Metzgerei und Gastwirtschaft "Zur Linde".

Quelle: Häuserregister der Stadt Gunzenhausen

Aus alten Zeitungsartikeln, aus etlichen Ausgaben der Reihe ‚Alt-Gunzenhausen’ sowie von den jetzigen Besitzern, Familie Arnold, erfuhren wir einiges über die Geschichte dieses Hauses in der Zeit des Dritten Reiches.

Bis zum Jahre 1934 war die damalige Gastwirtschaft "Zum Strauß" im Besitz des jüdischen Gastwirts Simon Strauß. Da die Familie angesehen und ‚wohlbekannt’ war, wurde sie auch von nichtjüdischen Gunzenhäusern gern besucht.

So auch am Palmsonntag des Jahres 1934. Damaligen Berichten zufolge drangen an diesem Tag SA-Männer und ihr Führer Kurt Bär in die Gastwirtschaft des jüdischen Gemeindemitglieds Simon Strauß ein, um einen nichtjüdischen Einwohner herauszuholen, der sich dort als Gast aufhielt. Dabei stießen sie auf Jakob Rosenfelder, der ihnen noch aus der Zeit vor 1933 als Gegner der Nationalsozialisten bekannt war. Nachdem sie das Lokal verlassen hatten, kam ihnen der Gedanke, diesen festzunehmen. Als sie zu diesem Zweck nach einer Weile zurückkehrten und Rosenfelder nicht mehr vorfanden, bemächtigten sie sich gewaltsam des Sohnes des Gastwirts. Mittlerweile hatte sich auf der Straße eine Menge angesammelt, die "Schlagt drauf, schlagt drauf!" schrie. Sie verprügelten den jungen Julius Strauß derart brutal, dass dieser ohnmächtig wurde. Als ihm seine Eltern zur Hilfe kommen wollten, wurden sie von Kurt Bär mit dem Revolver bedroht und geschlagen. Anschließend ging Bär auf die Straße und hielt eine wüste antisemitische Hetzrede.

Dabei forderte er die SA-Männer auf, zunächst die Angehörigen der Familie Strauß festzunehmen, danach weitere Juden. Daraufhin meldeten sich freiwillig 25 Männer. Sie verwüsteten die Gastwirtschaft und brachten die Familie Strauß ins städtische Gefängnis, begleitet von einer großen Menge, die "Die Juden müssen raus, raus mit den Juden!" u. ä. brüllten.

Danach zogen sie zum Haus von Jakob Rosenfelder in der Bahnhofstraße 12, den man später in einem Nachbaranwesen erhängt auffand. Auch den Kaufmann Max Rosenau suchten sie in seinem Haus in der Burgstallstraße 7.

Nachdem sie ihn dort nicht auffanden, drangen sie in die Wohnung seines Nachbarn Lehmann ein. Dessen Tochter bot ihnen an, anstelle ihres herzkranken Vaters festgenommen zu werden. Sie wurde jedoch verprügelt und ihr Vater und ihre Brüder festgenommen. Später wurde Max Rosenau in einem Zimmer der Lehmannschen Wohnung mit fünf Messerstichen in der Brust aufgefunden.

Frau Hellmann als Baltimore schreib uns dazu: "Max Rosenau was killed when he opened the door to his house on Palm Sunday and a Nazi slashed him with a sword."

Es wurden an diesem Tag aber auch andere jüdische Wohnungen überfallen und deren Bewohner geschlagen. 35 jüdische Bürger von Gunzenhausen wurden eingesperrt, darunter sechs Frauen. Unter Schlägen wurden sie zu gymnastischen Übungen gezwungen. Die Frauen kamen bald frei, die Männer jedoch hielt man bis zum nächsten Abend fest, "ausschließlich und alleine zu deren persönlichem Schutz gegen die aufgeregte Volksmenge". Erst nach dem Abebben der Ausschreitungen kam eine Gendarmerie-Verstärkung in die Stadt um die Ruhe wiederherzustellen.

Nürnberger Straße 4
Nürnberger Straße 4 (zweites Haus rechts) um 1910.
Aus "Gunzenhausen in alten Ansichten" von W. Lux

 

Protokoll der Einvernahme von Julius Strauß im Amtsgerichtsgefängnis Gunzenhausen

Gunzenhausen, den 3. April 1934
S t r a u s s Julius led. Metzger, geb. 24.01.07
Gunzenhausen, Nürnbergerstraße 4

machte im Amtsgerichtsgefängnis in Gunzenhausen auf Einvernahme folgende Aussage:
Meine Eltern betreiben in Gunzenhausen Nürnbergerstraße 4 eine Metzgerei und Gastwirtschaft und ich bin im elterlichen Geschäft mit tätig.

Am Sonntag, den 25.3.1934 gegen 17.00 Uhr, kam der frühere Bürgermeister von Gundelsheim zu uns als Gast. Zu dieser Zeit hielten sich in unserer Wirtschaft auch noch die Juden Martin und Ernst Hellmann, Jakob Seller und Louis Lehmeier auf. Baumgärtner hatte sich mit Lehmeier unterhalten und zu diesem unter anderem auch gesagt, dass er Vieh zu verkaufen hätte. In diesem Zusammenhang ist auch der Name Friedrich von Eichelsdorf gefallen. Während dieser Unterhaltung, es kann dies gegen 17.30 Uhr gewesen sein, hat uns Martin Hellmann darauf aufmerksam gemacht, dass sich auf der Straße die SA Leute Bär und Kaiser zeigen und auf unsre Wirtschaft zukommen. Da Baumgärtner am Fenster saß, hatte Hellmann diesen ersucht, er möchte vom Fenster wegrücken, damit er nicht erkannt werde. Kaiser kam an ein Gastzimmerfenster und schaute ins Gastzimmer herein. Unmittelbar darauf hatte Kaiser die Gastzimmertür geöffnet und zu uns herein gesehen. Ohne etwas zu sagen, machte er dann die Tür wieder zu. Gleich darauf öffnete er abermals die Gastzimmertüre und der in seiner Begleitung befindliche Kurt Bär stellte an Baumgärtner die Frage, ob er ein Christ sei. Baumgärtner hat auf diese Frage nichts erwidert, scheinbar wusste er gar nicht, was die Leute wollten. Bär hatte daraufhin ein zweites Mal gefragt, ob Baumgärtner ein Christ sei. Baumgärtner sagte dann „Selbstverständlich!“. Bär und Kaiser waren unterdessen an dem Tisch, wo Baumgärtner saß, herangetreten. Bär machte Baumgärtner Vorwürfe, wie er dazu komme, als Christ in eine Judenwirtschaft zu gehen und fragte ihn, ob er nicht wisse, dass die Juden uns unterdrücken, dabei führte er die Zustände in Österreich unter Führung des Dollfluss an, ferner verwies er auf Christus, der von den Juden gekreuzigt worden ist, hin und nannte dabei auch den Papst. Baumgärtner erklärte, dass er nur geschäftlich unsere Wirtschaft aufgesucht habe. Bär hielt ihm dann entgegen, deshalb brauchte er doch kein Bier trinken, dieses sollen die Juden selbst trinken.

Bär forderte Baumgärtner auf, die Wirtschaft zu verlassen. Als mir Baumgärtner das Bier zahlte, sagte Bär zu mir: „Grinsen Sie nicht so, wenn ich losschlage, dann kommt mir keiner aus. Wissen Sie noch, wie Sie mich einmal geschlagen haben oder hinausgeworfen haben?“ oder so ähnlich. Wie dann Baumgärtner sein Bier austrinken wollte, bekam er von Kaiser eine Ohrfeige. Baumgärtner ging aufs Pissoir und als dies Bär merkte, hatte er sofort zwei andere SA-Leute, die sich bereits im Hausgang aufhielten, beauftragt, sie sollen Baumgärtner nachgehen, damit dieser nicht hinten hinausgehe. Zu dieser Zeit hielten sich unter der Gastzimmertür die SA-Leute Markus Seeberger und der Musiker Rieger auf. Ob diese dem Baumgärtner ins Pissoir nachgegangen sind, weiß ich nicht, ich habe darauf nicht obacht gegeben. Während dieser Vorgänge im Gastzimmer, hatte Bär zu meiner Mutter folgendes geäußert: „Grinsen Sie nicht so, sie koschere Judensau!“ Baumgärtner hatte dann die Wirtschaft verlassen und ist mit seinem Rad davon gefahren. Von dem außenstehenden Bär wurde ihm noch ein Schimpfname, wie Drecksau oder Dreckhammel nachgerufen. Daraufhin haben sich dann auch die SA-Leute entfernt, es kann dies gegen 18 Uhr gewesen sein.

Gegen 19 Uhr kam zu uns der Jude Abraham Gutmann in unsere Wirtschaft. Als dieser von der Anwesenheit der SA-Leute in unserer Wirtschaft Kenntnis erlangte, gab er mir den Rat, ich müsste mich bei der zuständigen Stelle beschweren, damit in Zukunft derartige Ausschreitungen unterbleiben und verwies mich an den Vorstand des Reichsbundes jüdischer Frontsoldaten, Bankier Justin Gerst in Gunzenhausen. Gegen 19.10 Uhr ging ich dann von zuhause fort und suchte Gerst zu diesem Zweck in seiner Wohnung auf. Als ich gegen 19.30 Uhr oder 19.45 Uhr wieder heim kam, habe ich vor unserer Wirtschaft und im Wirtschaftsgang mehrerer SA- und Arbeitsdienstleute angetroffen, von denen ich aber niemand kannte. Wie ich die Gastzimmertür öffnen wollte, hat jemand vom Gang aus gerufen: „Halt, der darf nicht mehr hinein!“ Ich begab mich aber trotzdem ins Gastzimmer, wo meine Eltern und Louis Lehmeier anwesend waren. Unmittelbar darauf kam Bär mit einigen SA-Leuten ins Gastzimmer, zeigte auf mich mit der Äußerung: „Der hat mich angespuckt! Der muss raus!“ Diese Beschuldigung des Bär ist jedoch vollständig grundlos und ich habe Bär und seinen Leuten auch erklärt, dass ich nichts gemacht habe. Bär zog daraufhin seine Schusswaffe heraus, hielt sie mir vor die Brust und sagte, den werden wir gleich haben, den schiesse ich zusammen. Vorher hatte mich Bär aufgefordert mit ihm zu gehen, ich machte aber zunächst keine Anstalten, seiner Aufforderung Folge zu leisten. Ohne, dass ich dann noch etwas gesagt habe, wurde ich von den Begleitern des Bär gepackt und durch den Gang auf die Straße hinaus transportiert. Hierbei wurde von allen Seiten auf mich eingeschlagen. Da mir während des Transports mein Mantel über den Kopf geworfen wurde, ob dies absichtlich oder nur durch das Gedränge geschehen ist, weiß ich nicht, habe ich nicht mehr sehen können, wer auf mich eingeschlagen hat. Auf der Straße bin ich zu Fall gekommen und es wurde dort noch weiter auf mich eingeschlagen. Durch die erlittenen Schläge war ich zeitweise bewusstlos. Ich habe nunmehr in der Wirtschaft verspürt, dass ich mit kaltem Wasser begossen worden war. Ferner habe ich noch gehört, wie jemand gesagt hat, wenn einer auf dem Boden liegt, dann haut ein SS- oder SA-Mann nicht mehr drauf rein. Dies war eine mir fremde Stimme. Ich bin dann erst später im Gefängnis wieder zum Bewusstsein gekommen.

Durch die erhaltenen Schläge erlitt ich mehrere Beulen am Kopf, am Rücken und an der linken Seitengegend. Heute verspüre ich noch auf der linken Brust und am rechten Handrücken Schmerzen. Ich wurde von dem Amtsarzt Herr Dr. Medicus untersucht.

Auf den Kopf habe ich einige Schläge erhalten, die scheinbar mit einem harten Gegenstand ausgeführt worden sind.
Gegen die Täter stelle ich im Ermittlungsverfahren wegen Körperverletzung keinen Strafantrag und zwar deshalb nicht, weil ich später keine Unannehmlichkeiten bekommen möchte.

Ob bei meinem Transport vom Gastzimmer auf die Straße auch Bär auf mich eingeschlagen hat, weiß ich nicht. Gesehen habe ich nicht, dass er zugeschlagen hat, ich vermute aber, dass er mit der gezogenen Pistole mich auf den Kopf geschlagen hat. Behaupten kann ich dies allerdings nicht. Als ich von Gerst wieder zuhause ankam, werden sich vor und in unserer Wirtschaft im ganzen etwa 20 bis 25 Personen aufgehalten haben. Dieselben trugen in der Mehrzahl SA-Kleidung und nur einige Arbeitsdienstkleidung. Auch ein SS-Mann war dabei – derselbe stand unter der Haustüre, wie ich von Gerst zurückkam. Derselbe hat mich aber unbehelligt in unser Haus hinein gelassen.
Ich war Mitglied des Reichsbanners S.R.G. bis zu dessen Auflösung.

v.g.u.u. gez. Julius Strauss.
Auszug aus den Spruchkammerakten vom August 1934 © Staatsarchiv Nürnberg


Seit diesem Ereignis trug sich die Familie Strauß mit dem Gedanken, das Haus zu verkaufen und Gunzenhausen zu verlassen. Es kam zu ersten Verhandlungen mit der Familie Ramold aus Herrieden. Doch der geforderte Kaufpreis von 50 000 RM wurde nicht akzeptiert, so dass der Kauf unterblieb.

Trotz einer Verurteilung befand sich Kurt Bär weiterhin auf freiem Fuß, so dass er am 15. Juli 1934, es war gerade Kirchweih in Gunzenhausen, wiederum die Gastwirtschaft von S. Strauß betrat und sofort auf den Wirt und dessen Sohn schoss.
Simon Strauß verstarb eine Stunde später im Krankenhaus, sein Sohn Julius lag mehrere Wochen schwerverletzt im Krankenhaus.
Das tragische Geschehen erschütterte die Bewohner Gunzenhausens sehr.

Die Familie Strauß nahm nun wieder Verhandlungen mit der Familie Ramold auf und man einigte sich auf die Summe von 32 000 RM. Am 1.August 1934 erfolgte die notarielle Verbriefung durch den Notar Dr.Scherm. Zu dem Anwesen gehörten auch noch Äcker und Gemeindeanteile, die von dem Naturheilkundigen Hans Reichert erworben wurden. Am 27.07.1934 meldete sich Frau Strauß mit Sohn und Tochter nach Stuttgart ab. Kurze Zeit später wanderten sie nach Amerika aus. 1956 verstarb dort Julius Strauß, die Mutter starb 1961 in New York.

Tochter Else wandte sich nach dem Zweiten Weltkrieg an den Redakteur des Gunzenhäuser Altmühl-Boten, Wilhelm Lux, der ihr in verschiedenen vermögensrechtlichen Angelegenheiten hilfreich war. 1981 erhielt er den letzten Brief von ihr.
Die junge Frau des neuen Besitzers der Gastwirtschaft, Miteigentümerin Babette Hertlein, geb. Ramold schrieb später rückblickend:

"Allgemein war die Meinung, dass wir auf dem Anwesen nie zurecht kommen und existieren könnten, da der Kaufpreis zu hoch war. Auch ein gewisser Boykott von vielen Seiten machte uns anfangs das Leben schwer, bedingt durch den Kauf eines jüdischen Anwesens. Da mein Mann bei keiner Untergliederung des NSDAP war, wurden wir auch von dort her immer wieder boykottiert."

Zudem wurde am 16. April 1945 das Anwesen bei dem großen Bombenangriff auf Gunzenhausen stark beschädigt. Michael Hertlein war in dieser Zeit zum Kriegsdienst eingezogen und in amerikanische Kriegsgefangenschaft geraten. Erst als er im Januar 1946 zurückkehrte, konnten die Bombenschäden bei einer Generalsanierung des Hauses behoben und Kühlräume sowie eine Wurstküche gebaut werden.

1946 jedoch stellte die amerikanische Militärregierung Nachforderungen. Babette Arnold schreibt dazu: "Als wir mit diesem Umbau ziemlich fertig waren, kam die JRSO, eine Wiedergutmachungsstelle. An diese mussten wir monatlich ca. 90 DM Miete zahlen, ungefähr 10 Jahre lang.

Ebenso waren die Besitzverhältnisse vorerst in Frage gestellt, so dass wir nicht wussten, ob das Anwesen enteignet würde oder was sonst geschehen würde und wir vollständig in der Luft hingen.

Erst 1958 u. 59 wurde die Angelegenheit wieder aufgenommen ..."
In dieser Zeit konnte keine der dringend notwendigen Modernisierungsmaßnahmen durchgeführt werden, denn jede weitere bauliche Verbesserung hätte den Wert und damit den Preis des Hauses noch mehr erhöht. 1959 entschied das Gericht in Nürnberg, dass die Familie Hertlein 100 000 DM zuzüglich 9 965 DM nachzuzahlen habe.

1961 wurde das Haus einer Renovierung unterzogen und dabei kamen hinter einer Holzvertäfelung drei Einschüsse in der Gaststube wieder zum Vorschein, die von Kurt Bär stammten.

Die heutige Chefin des Hauses, Frau Gunhilde Arnold, erinnert sich, dass ihr Vater sie damals zu der Stelle geführt und zum ersten Mal von dem Ereignis erzählt habe.
Im Jahre 1962 hatte sie Herrn Josef Arnold geheiratet und das Gasthaus "Zur Linde" war in ihren Besitz gekommen.
Die Familie Arnold, die heute noch den Gasthof und die Metzgerei führt, betont ausdrücklich, dass es in keiner Weise antisemitische Beweggründe der Familie Hertlein waren das Haus zu kaufen.