In Riga verschollen

Nach Auskunft von Herrn Stadtarchivar Werner Mühlhäußer werden im Stadtarchiv Gunzenhausen folgende jüdischen Bürger aus Gunzenhausen als "verschollen in Riga" geführt:

Blumenstein, Sofia * 24.06.1887
Gutmann, Rosa * 02.12.1884
Hellmann, Betty * 03.05.1898
Hellmann, Dora * 20.08.1898
Hellmann, Heinz * 09.02.1934
Hellmann, Martin * 18.01.1895
Hellmann, Paula * 20.06.1904
Lauchheimer, Moritz * 29.12.1890
Neumann, Heinrich * 17.12.1881
Neumann, Sofie * 22.12.1887
Rosenfelder, Albert * 04.05.1882
Rosenfelder, Emanuel * 13.07.1889

Franz Müller berichtet nach seinem Besuch in Riga

Der erste große Vernichtungstransport von Juden aus Nürnberg und anderen fränkischen Gemeinden verließ am 29. November 1941 vom Bahnhof Märzfeld aus die Stadt mit dem Ziel Riga. Der Zug war mit 741 Menschen besetzt. Insgesamt verschleppten die Nazis in den Jahren 1941/42 in einer ersten Welle der Massendeportation mehr als 20 000 deutsche Juden aus ihren Heimatstädten nach Riga. ("Nürnberger Nachrichten" vom 22.05.2000)

Für die die Deportierten aus dem Reich war Jungfernhof von Dezember 41 bis März 42 Auffanglager. In Riga wurden von den Nazis über die Deportierten keinerlei Personalakten angelegt, mehr als 95 % wurden ermordet. (Mitteilungen vom 18.07. 2000 und vom 02.08.2000 von Herrn Margers Vestermanis, Leiter des Museums und Dokumentationszentrums "Juden in Lettland" in Riga).

Das Konzentrationslager Salaspils

In Salaspils, einer unmittelbar am südöstlichen Stadtrand Rigas gelegenen Gemeinde, befand sich zwischen 1941 und 1944 ein Konzentrationslager. Deutsch hieß das Lager Kurtenhof, auch Kirchholm, bei der Lagerbezeichnung wurde konsequent der lettische Ortsname Salaspils benutzt. (Margers Vestermanis). Es war nicht das kleinste Lager seiner Art: 330.835 Kriegsgefangene, 313.789 Zivilisten, davon 39.835 Kinder, wurden dort interniert. Die Kinder wurden gesondert aufgelistet, weil man ihnen so lange Blut abnahm, bis sie starben. Ihre Blutkonserven verlängerten das Leben deutscher Soldaten. Sicher ist, dass in Salaspils insgesamt weit über 100.000 Menschen den Tod fanden.

1944 brannten die Nazis die Holzbaracken des Lagers nieder. Die Truppen der Roten Armee öffneten die Massengräber und verbrannten die Leichen. Die Überlebenden wurden von den Sowjets nach Sibirien in andere Lager verschleppt. (Goldstadt-Reiseführer, Band 92, Lettland).

Eine 100 m lange und mehr als 10 m hohe Betonwand bildet den Eingang zur Gedenkstätte. Für die Konzeption der Gedenkstätte erhielt das Team aus Architekten und Bildhauern 1970 den Leninpreis.

Die ehemaligen Lageranlage ist nur noch auf Bildern erkennbar. Jeder eingemeißelte Strich symbolisiert einen Tag des Bestehens des Lagers.

Einige wenige Spuren der ehemaligen Lagergebäude sind im Gelände zu finden. Offensichtlich verirren sich nur wenige Besucher in die Gedenkstätte und bringen gar Blumen mit.

Die Standorte der ehemaligen Holzbaracken sind mit weißen Steinplatten markiert. Ein deutlich hörbares Metronom in einem Marmorblock erinnert an den Herzschlag der Verstorbenen.

In der Mitte des Geländes stehen sechs Kolossalfiguren: der Unbeugsame, der Erniedrigte, die mit ihrem Körper ihre Kinder schützende Mutter und die Skulpturen "Schwur", "Rotfront" und "Solidarität".

Gräber- und Gedenkstätte im Wald von Bikernieki bei Riga

Am 30. November 2001 wurde die in den Jahren 1999 bis 2001 nach Plänen des Architekten Sergej Rizs entstandene Gedenkstätte eingeweiht. Zwischen 1941 und 1945 wurden mehr als 20.000 deutsche Juden nach Riga deportiert und in ihrer überwiegenden Zahl im Wald von Bikernieki umgebracht.

Finanziert wurde die Gedenkstätte aus Mitteln der Bundesrepublik Deutschland, des Nationalen Fonds der Republik Österreich und der im Riga-Komitee vereinten deutschen Städte Wichtigster Teil der vom Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge durchgeführten Baumaßnehmen war die Einfassung und Kennzeichnung der vielen Massengräber. Jedes Grab erhielt eine Stele.

ACH ERDE,
BEDECKE MEIN BLUT NICHT
UND MEIN SCHREIEN FINDE
KEINE RUHESTATT!


Hiob 16,18