Familie Abraham Gutmann

Abraham Gutmann wurde am 23.05.1881 in Heidenheim als zweites von sieben Kindern des Ehepaares Julius Gutmann und Flora, geborene Obermeier, geboren.

1904 zogen Julius und Flora mit ihrer Familie von Heidenheim nach Gunzenhausen, wo Julius 1905 einen Eisen-, Hopfen- und Güterhandel anmeldete und 1906 das Anwesen in der Bahnhofstraße 14 erwarb.

Es ist uns nicht bekannt, ob alle sieben Kinder mit nach Gunzenhausen gezogen sind, denn der älteste Sohn Joseph war da schon 24 Jahre alt und kann durchaus in Heidenheim geblieben sein.

Die beiden Töchter sind mitgekommen, denn Rosa wohnte später in der Burgstallstraße 5, hat sich allerdings am 28. November 1938 nach München abgemeldet. Dort wurde sie offensichtlich nach Riga deportiert, denn sie gilt als verschollen in Riga.

Recha heiratete am 27.06.1922 in Gunzenhausen den Viehhändler Hugo Walz. Siehe dort.

Der Sohn Moses, geb. 19.03.1894 in Heidenheim, war erst zehn Jahre alt, also ist er sicher auch nach Gunzenhausen mitgekommen. Vielleicht ist die Familie wegen ihm sogar umgezogen, denn er war gerade in dem Alter, in dem man auf die Realschule wechselte und die hat es in Heidenheim nicht gegeben. Moses wurde Arzt (Allergologe) und heiratete am 18.10.1922 Katharina Rieser, geb. am 20.06.1903 in New York. Die Kinder dieses Ehepaares sind alle in München geboren.

Edwin Emanuel *13.05.1924

Robert Julius *17.02.1926

Hans Salomon *28.06.1928

1938 wanderte die Familie nach Palästina aus. Sie lebten in Jerusalem, wo Dr. Moses Gutmann 1961 gestorben ist.

Im Haus Bahnhofstraße 14 blieb nur der Sohn Abraham, der dort schon 1905 einen eigenen Viehhandel anmeldete. Wir nehmen an, dass Vater und Sohn dort gemeinsam als Kaufleute tätig waren. Um 1912 wurde das Haus an Abraham überschrieben. Doch erst am 23.11.1920 heiratet er in Ansbach Selma Levite aus Mönchsroth. Sie war die Tochter des Kaufmanns Louis Levite und Paulina, geb. Wittelshöfer.

Das Ehepaar hatte ein Kind:

  • Julius Gutmann * 27.08.1922 in Gunzenhausen

Da die Familie Gutmann neben dem Haus Bahnhofstraße 12 wohnte, in dem Jakob Rosenfelder lebte, der bei dem ersten Pogrom 1934 ums Leben gekommen ist, können wir davon ausgehen, dass die Gutmanns diese schrecklichen Ereignisse aus der Nähe miterlebt haben. In den Spruchkammerakten wird Abraham Gutmann erwähnt:

Wachtmeister Busch von der Gendarmerie-Station Gunzenhausen meldete dem Gaugericht schriftlich, was sich weiter ereignet hatte:
Um 9 Uhr (abends) wurden wir von dem Handelsmann Abraham Gutmann von Gunzenhausen, Bahnhofstraße 14 angerufen, in seinem Hof werde umhergeleuchtet, es müssen dort Leute sein und er getraue sich nicht umzuschauen.

Offensichtlich bleibt die Familie noch einige Jahre in Gunzenhausen, am 01.09.1938 wandern sie nach New York aus.

Abraham Gutmann lebt um 1957 noch dort.

In einem Gespräch mit Frau Krauß am 04.02.2003 haben wir erfahren,
dass Abrahams Sohn Julius um 1945 als amerikanischer Soldat ca. 50 km nördlich von Gunzenhausen in Nürnberg stationiert war. Er besuchte Gunzenhausen direkt nach Kriegsende und kam dabei auch zur Familie von Frau Krauß. Ihr Vater war der Stadtkämmerer Maurer, den Julius Gutmann recht herzlich von seinem Vater aus New York grüßen sollte.

Einige Jahre später ist er noch einmal mit Frau und Sohn nach Gunzenhausen gekommen und hat sie wieder besucht. Er war von einer Messe  gekommen, wo er Solinger Messer verkauft hat, denn er hatte die Vertretung in den USA für diese Messer.

Frau Maurer, also die Mutter von Frau Krauß, hatte daraufhin noch viele Jahre einen Briefwechsel mit der Familie Gutmann in New York. Leider findet die Familie diese Briefe nicht mehr.

Im April 2007 erhielten wir eine Nachricht von Alan Gutmann, worin er uns mitteilte, dass sein Vater Julius Gutmann gerade verstorben sei.   

Folgende kurze Geschichte fügte er bei:
Mein Vater war gut in Mathematik. Eines Tages - es war im Jahr 1938 oder 1939 - sagte sein Lehrer zu einem Mitschüler: "Und wieder einmal ist der Jude in Mathe besser als du."
Am nächsten Tag erschien ein Nazifunktionär in der Klasse. Er forderte den Lehrer auf, sich zu entschuldigen und schlug meinen Vater.